Mittwochmittag fuhren die Schülerinnen und Schüler nicht wie gewohnt nach Hause, sondern in Begleitung von Mag. Martina Schausberger und Mag. Sabine Haider Richtung Wien.
Der erste Programmpunkt war der Besuch der Tageszeitung „Die Presse“, wo wir durch Mag. Michael Köttritsch, dem Leiter des Ressorts „Karriere“, einen Einblick in die Welt der Zeitung erhalten haben.
Wer bestimmt, was auf das Titelblatt kommt?
Woher bekommen die Zeitungen ihre Informationen?
Wie unterscheiden sich Qualitätszeitungen vom Boulevard?
Wie werde ich Journalist?
Was sind Besonderheiten beim Online-Journalismus?
Diese und viele weitere Fragen wurden von Mag. Köttritsch kompetent und interessant beantwortet.
Danach machten wir Station beim Museumsquartier und genossen dort die sommerliche Stimmung.
Als Abschluss des Tages stand im Volkstheater das Stück von Nestroy „Zu ebener Erde und erster Stock“ auf dem Programm.
„Die Presse“ schrieb passender Weise über dieses Stück folgendes:
„Susanne Lietzows Inszenierung von „Zu ebener Erde und erster Stock“ ist schrill und schräg. In der bösen Tradition des Vorstadttheaters wird das Gemeine bloßgestellt, von echten Charakterköpfen und auch mit bissigen Couplets. […]
Was für ein Geplärre! Doch all das Schräge passt irgendwie. Vorstadttheater war im Vormärz nicht zimperlich. Nestroy wandte sich 1835 mit diesem Stück vom Zauberspiel ab und schärfster Sozialkritik zu. Das Elend wurde damals in Wien heftig diskutiert. Mit der Idee, die Kluft zwischen Arm und Reich auf einer Simultanbühne darzustellen, landete der Dramatiker im Theater an der Wien einen Volltreffer: Oben im Aufriss eines Zinshauses residiert behäbig Herr von Goldfuchs (Stefan Suske) – Spekulant, Millionär. Unten haust die Patchworkfamilie des Tandlers Schlucker (Günter Franzmeier). Was verbindet diese Ungleichen, außer, dass beide Parteien dem Hausherren Zins (Lukas Holzhausen) Miete zahlen? Ach! Emilie (Nadine Quittner), die Tochter Herrn von Goldfuchs‘, ist in Adolf (Christoph Rothenbuchner) verliebt, den Ziehsohn der Schluckers, und er in sie. So verknallt sind die beiden, dass sie einander ihre hochromantischen Gefühle lang nicht eingestehen. Da bedarf es des kräftigen Anstoßes durch das Dienstmädchen Fanny (Katharina Klar), der Vertrauten Emilies, damit zumindest der Briefverkehr zwischen den Stockwerken samt der in Possen üblichen Verwechslungen in Gang kommt.
Alles scheint schiefzugehen: Von Goldfuchs will die Tochter mit dem Geschäftspartner Bonbon (Rainer Galke) verkuppeln, zudem macht sich Herr Zins Hoffnungen, und selbst im Parterre sind wirre Beziehungen zu klären. Da aber schlägt das Schicksal zu. Lietzow hat dafür einen zauberhaft-zynischen Einfall: Wie aus einem Märchenspiel, aber anders als bei Nestroy taucht öfters Fortuna (Kaspar Locher) auf, ein Goldjunge mit Zylinder, der in seliger Beschränkung oben nach unten kehrt und vice versa. Happy End für die Verliebten? Am Schluss weicht diese Inszenierung ebenfalls vom Original ab. Das Biedermeier war auch eine finstere Zeit, in der in Wien zuweilen die Cholera wütete. Also führt Fortuna hier einen Totentanz an. […]“
(22.11.2015 | 18:13 | Norbert Mayer (Die Presse))