Vortrag über Novemberpogrome

Zum 80-jährigen Gedenken der Novemberpogrome referierte Mag. Walter Zambal vor rund 50 interessierten Schülerinnen und Schülern am 9. November im BRG Waidhofen/Ybbs. Mag. Zambal, der sich in der Forschung über die NS-Zeit in der Region Waidhofen einen Namen gemacht hat, erklärte in seinem Vortrag vom Phänomen des Antisemitismus ausgehend die Situation der jüdischen Bevölkerung Waidhofens während der NS-Zeit. Spezielles Augenmerk legte er dabei auf die Opfer der Novemberpogrome. So berichtete er von Hermann und Henriette Braun, einem „jüdisch-arischen“ Ehepaar, das ein Geschäft am Hohen Markt betrieb. Am Morgen des 9. November wurde dieses unter Führung der SS von jugendlichen Nationalsozialisten verwüstet. „Der größte Teil der Täter war in etwa so alt wie ihr“, erzählte Zambal den 17- und 18-jährigen Schülerinnen und Schülern. Außerdem wies er darauf hin, dass die Ausschreitungen in jenen Novembertagen keineswegs durch eine „spontane Erhebung des Volkszorns“ gegenüber den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern geschahen, sondern diese von oberster Stelle geplant und umgesetzt wurden. Wiederholt wies Zambal auch auf die ihm zur Verfügung stehenden Quellen hin, mit denen sich Schikanierung, Deportation und Mord auch an den in Waidhofen ansässigen Juden beweisen lassen. Besorgt stellte er auch fest, dass sich in den letzten Jahren jene Stimmen, die die NS-Zeit verharmlosen bzw. durch einen „Schlussstrich“ dem Vergessen des Massenmords Tür und Tor öffnen wollen, wieder mehren. Die Schülerinnen und Schüler der 6., 7. und 8. Klassen verfolgten den Vortrag interessiert und holten sich durch gezieltes Nachfragen noch für sie besonders relevantes Wissen. Es wird auch an ihnen liegen, die Erinnerung an die Novemberpogrome zu pflegen und die österreichische Demokratie weiterhin mit Leben zu füllen.

Raphael Kößl, Lehrer des BRG

dscn2726-kleindscn2723-klein